Genmais stoppen

Darf genmanipulierter Mais auf Europas Äckern angebaut werden? Diese Frage dominierte vergangene Woche die Agenda in Europa. Der Hintergrund: Die Mitgliedstaaten hatten sich nicht auf ein Verbot des vom Biotech-Konzern Dupont Pioneer entwickelten Genmais 1507 einigen können. Es fand sich keine Mehrheit. Damit haben sie den Ball nunmehr der Europäischen Kommission zugeworfen: Sie wird über die Zulassung des hoch umstrittenen falschen Mais aus Übersee entscheiden.

Die Menschen in Europa lehnen den Anbau genmanipulierter Pflanzen mehrheitlich ab. Und die Wissenschaft warnt immer wieder vor unkalkulierbaren Gefahren. Daher ist die Uneinigkeit zwischen Europas Hauptstädten hoch problematisch. Denn die Europäische Kommission gilt als notorische Befürworterin der Gentechnik. Wer also diese Entscheidung den Brüsseler Bürokraten überlässt, öffnet der Biotech-Industrie Tür und Tor in Europa.

Als Türöffnerin fungiert leider auch die Bundeskanzlerin. Die Physikerin Merkel ist nach der Formel „Ja + Nein = Enthaltung = Ja zum Genmais“ vorgegangen. Denn: Die an der Entscheidung beteiligten SPD– und CSU- Minister wollten mit Nein stimmen. Merkel hingegen mit Ja: Sie ist für den Genmais auf europäischen Äckern. Ist die Koalition bei Entscheidungen auf dem Brüsseler Parkett uneins, so muss sich die Regierung laut eigener Geschäftsordnung enthalten. Die Stimmenthaltung ist in diesem Fall besonders bitter: Sie wirkt sich wie ein Ja zum Genmais aus. So macht sich die Kanzlerin leider zur Steigbügelhalterin der Biotech-Lobby.

Die Europaabgeordneten hingegen haben sich bereits Mitte Januar gegen die Zulassung des Genmais ausgesprochen. Wir wollen, dass Kommission und Mitgliedstaaten den Bürgerwillen respektieren und Europas Märkte für den falschen Mais aus Übersee dicht machen. Es bleibt zu hoffen, dass sich die Kommission nicht zuletzt aufgrund des öffentlichen Drucks auf ein Besseres besinnt und unserer Forderung folgt.