Gemeinsam dem Hunger den Kampf ansagen!
Der heute veröffentlichte Bericht Global Report on Food Crises 2023 (GRFC) des Globalen Netzwerks gegen Ernährungsunsicherheit (unter anderem unterstützt durch die EU und das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen) zeichnet ein alarmierendes Bild der aktuellen Lage der weltweit akuten Ernährungsunsicherheit. 258 Millionen Menschen in 58 Ländern hatten 2022 keinen gesicherten Zugang zu Nahrung. In 42 Ländern ist die Nahrungsmittelkrise akut mit über einer Million oder 20% der Bevölkerung, die als hungernd gelten. Das ist die höchste Zahl der letzten sieben Jahre. Besonders Kinder sind weltweit von Mangelernährung und Hunger betroffen. Über 35 Millionen Kinder leiden weltweit unter Mangelernährung.
Udo Bullmann, Vorsitzender des Unterausschuss Menschenrechte und Entwicklungspolitischer Sprecher der sozialdemokratischen Fraktion im Europäischen Parlament, erklärte dazu:
„Im vergangenen Jahr hat sich der Hunger in der Welt dramatisch erhöht. So ist die Zahl der Menschen in akuter Ernährungsunsicherheit um 34% gestiegen. Durch Covid-19 und den Russischen Angriffskrieg in der Ukraine sind viele Länder weltweit in eine tiefe Rezession gestürzt. Gerade die ärmsten Länder und die ärmsten Bevölkerungsschichten leiden nun am meisten.
Gerade auch lang andauernde Konfliktregionen und Least-Developed Countries in Zentral-und Ostafrika, wie die Demokratische Republik Kongo oder Äthiopien, dürfen nicht vergessen werden.
Diese Entwicklung hin zu mehr als zu weniger Hunger in der Welt, zu mehr Konflikten, mehr Dürren und höherer Mangelernährung gerade bei Kindern ist dramatisch. Nach Jahren des Fortschritts drohen wir nun, eine ganze Generation zu verlieren. Europa und seine Partner dürfen die Rückkehr des Hungers nicht zulassen. Wir können nicht weiter zusehen, wie ganze Regionen mit Hunger überzogen werden.
Der Kampf gegen den Hunger ist zentral für unser Selbstverständnis als Europäer und muss noch stärker in den Fokus der Entwicklungs- Menschenrechts- und allgemeinen Außenpolitik aufgenommen werden. Wir brauchen Stabilität in den Ländern des Globalen Südens, um so Hilfe zur Selbsthilfe leisten zu können. Dafür benötigen wir einen Schuldenschnitt für den Globalen Süden und Entwicklungszusammenarbeit, die die Schwächsten und Ärmsten, die unteren 40% der Gesellschaften befähigt, sich aus ihrer Notlage zu befreien. Nur mit nachhaltigen Investitionen in Landwirtschaft und Ernährungssicherheit und fairen Handelsbedingungen zwischen Nord und Süd kann das möglich werden.
Für akute Krisen, wie in Afghanistan, in Äthiopien und im Kongo brauchen wir weiterhin schnelle humanitäre Hilfe. Die Europäische Kommission und besonders Kommissarin Urpilainen haben sich hier bereits mit 600 Millionen EUR aus dem Entwicklungsfonds besonders engagiert. Insgesamt 18 Milliarden EUR wurden bereits im Rahmen des zweiten Ziels der Sustainable Development Goals „Zero Hunger‘ von der EU und deren Mitgliedstaaten bereitgestellt. Die Gelder für Ernährungssicherheit in den am stärksten gefährdeten afrikanischen, karibischen und pazifischen Länder können aber nur der Anfang sein. Auch Bundesministerin Svenja Schulzes Globales Bündnis für Ernährungssicherheit zeigt, dass wir uns auf den richtigen Weg begeben können.
Wir nähern uns der Halbzeit im Agenda 2030 UN SDG Prozess. Um wieder Fahrt aufzunehmen und das Nachhaltige Entwicklungsziel 2 der Vereinten Nationen „Kein Hunger“ noch zu erreichen müssen weltweit alle Ressourcen mobilisiert werden. Der Kampf gegen den Hunger muss Nummer Eins auf der globalen politischen Agenda werden.“
Den Bericht für das Jahr 2023 des Welternährungsprogramms und dem Food Security Information Network finden Sie hier
Udo Bullmann
Mitglied des Europäischen Parlaments Vorsitzender Unterausschuss Menschenrechte
Mitglied Entwicklungsausschuss
Stellvertretendes Mitglied im Ausschuss für internationalen Handel